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Exodus - Götter und Könige
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Noch nie sah ich einen monumentalen Bibelfilm von geradezu biblischen Dimensionen, der so intelligent und zugleich so einfühlsam die jüdisch-christliche und mutmaßlich auch muslimische Religion hinterfragt. Na, gut – ich sah überhaupt noch nie einen Bibelfilm, von „Ben Hur“ bis heute, der die eigene Religion überhaupt irgendwie hinterfragt. Nur gut, möchte man meinen, dass vor über 3000 Jahren der Islam noch nicht sooo die Rolle spielte. Sonst wären sicher schon einige Kinos rund um Gottes hübschen Globus samt Publikum in die Luft geflogen.
Man sollte wohl voraus schicken, das gläubige Juden oder Christen diese Rezension nicht unbedingt lesen sollten. Wahrer Glaube ist eine wunderbare Sache. Im Ernst! Gläubige leben - sagen viele, auch wenn es einzelne Experten bezweifeln - gesünder, zufriedener, glücklicher und länger. Und sterben leichter. Wer so erzogen wurde, hat Glück gehabt. Wer seine Kinder so erzieht, tut ein gutes Werk. Solange keine Intoleranz, kein Fanatismus, kein Kreuzzug und kein Dschihad gepredigt wird. Warum sollten wir friedlichen Gläubigen unnötig auf die Füße treten? Also, Leute, es gibt genug Anderes hier auf deutschland-a1, auf berlin-a1 und oranienburg-alternativ zu lesen. Das Folgende ist eher etwas für Atheisten. Für Menschen, die nicht so recht glauben KÖNNEN, dass ein und derselbe, angeblich ja menschenfreundliche Gott, all die Wunder der unbelebten und erst Recht der belebten Natur erschaffen hat – und dann zu blöde war, seine Krone der Schöpfung so zu gestalten, dass sie friedlich und vernünftig mit sich selbst und den Anderen und der übrigen Welt umgeht. Diese ohnehin schon mit Skepsis und nüchternem Verstand Geschlagenen – die ohnehin schon die Erziehungs-Arschkarte gezogen haben, weil ihnen nie beigebracht wurde, einfach zu sagen: „Ja, ja, der Herr wird sich schon was dabei gedacht haben, und im nächsten Leben wird’s auf jeden Fall besser“ - diese können ruhig weiter lesen.
Die Story ist zumindest in unserem, dem westlich-christlich-jüdischen Kulturkreis hinlänglich bekannt. (Man muss ja immer bedenken: Wir sind nicht der Nabel der Welt, und selbst gebildete Chinesen z.B. wissen mit Moses & Co. nicht allzuviel anzufangen. Bzw. gar nichts.) Die Juden, sagen die Juden, waren vor über drei Jahrtausenden 400 Jahre als ganzes Volk die versklavten Paschaknechte, Popoputzer und Pyramidenbauer für die Ägypter, bis dann endlich Moses daher kam, sein Volk ans Meer und – vermutlich, nachdem er eine Meerweg-Flasche hineingeworfen hatte - hindurch führte. Eigentlich war‘s das schon, aber was wäre ein trauriges Märchen (brutal und grausam, wie die alten und viele neue Märchen nun mal sind) mit Happy End ohne all die vielen Ausschmückungen, die es so interessant und einen Kinofilm von gut 2-4 Stunden (Exodus: 150 Min., Ben Hur: 224 Min., …) überhaupt erst möglich machen.
Einwurf, falls jemand sich über das „Märchen“ aufregt: Die Archäologen fanden inzwischen tausende Jahre alte Aufzeichnungen über die vorabendlichen Darmwinde von Pharaonin Hatschi-Putt & Co., aber nicht den allerkleinsten Hinweis darauf, dass ein großes Volk Jahrhunderte lang für die Ägypter gerackert hat. Also dürfen wir, gemeinsam mit den Experten, getrost davon ausgehen: Die Juden, Hebräer oder Israeliten, wie auch immer sie sich nennen mögen, waren niemals in Ägypten. Außer sicherlich mal als Handlungsreisende oder diplomatische Außendienstler.
Außerdem sollten wir endlich den hollywood-gemachten Mythos aus den Köpfen kriegen, dass die Pyramiden für die permanentmakeupisierte Obrigkeit von permanentgepeitschten Sklaven erbaut wurden. Denn in Wirklichkeit haben die Ägypter damals genauso ihre Steuern für BonzInnen und Staatsapparat durch „freiwillige“ Fronarbeit aufgebracht, wie wir heute auch. Nur, dass damals halt alle irgendwie nützlich sein mussten, während heute allein in Deutschland –zig Millionen auf Kosten Anderer ihr komplett nutzloses dolce Vita [süßes Leben] genießen. Und dass heute die Steuern etwas indirekter abzuleisten sind. (Also nicht mehr Arbeit direkt auf der Baustelle von Merkels Pyramide & Hofstaat, sondern ackern woanders, dafür Geld kriegen, und das dann für Merkels Kanzlerinamt und Staatsapparat abdrücken müssen.) Abgesehen von ersterem Umstand und letzterer Formalie hat sich da ja nix geändert in den letzten 3000 Jahren.
Aber zurück zum Film. Der basiert - warum auch nicht - einfach mal auf dieser hübschen Geschichte, die ja mit ihrer hohen Dramatik immer wieder geradezu nach Verfilmung schreit. Wobei die Frage im Raume steht, wie DAS hier technisch noch zu toppen sein soll, vom künftigen Geruchskino zum Anfassen mal abgesehen.
Zum Filmbeginn haben wir mit den Machern schon einige Fragen übersprungen, z.B., warum Gott nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen hat, als schon von den ersten zwei Kindern der ersten zwei von ihm gemachten Menschen der eine den anderen tot schlug. Also klar zu erkennen war, dass diese Schöpfung ein Fall für die Biotonne ist. Stattdessen ließ er „das“ sich hemmungslos vermehren. Schluckte seinen Ärger immer wieder viel zu lange runter.
Bis ihm dann gelegentlich mal die Galle überlief – wie das nun mal so ist, wenn mann/frau Frust nicht dosiert raus lässt. Und er dann mit Sintflut, Städtezerstörung (Sodom & Gomorrha & Co.) oder eben mit jenem perfidem Massenmord seinerzeit in Ägypten dann gleich mal jede Menge wehrlose, hilflose und vor allem absolut schuldlose Babys, Kinder, süße Lämmchen und stupsnasige Rehkitzlein und Häschen, Hündchen und Kätzchen mit den paar BösInnen zusammen jämmerlich ersäuft, zu Brei zerschlägt oder sonstwie massakriert. Schon „Der Kleine Prinz“ wusste, dass man seine Vulkane pflegen muss, damit sie nicht verstopfen und hernach explodieren. Gott weiß das leider nach so langem Leben scheinbar immer noch nicht.
Da sind wir gleich mal bei einem genialen Kunstgriff von „Exodus – Götter und Könige“: Gott erscheint nicht als Greis mit sorgsam (von wem eigentlich?) frisierten Endlos-Bart, auch nicht nur als Strahlenkranz, Buschfeuer etc. – sondern als Kind. Ich habe mich ja, seit wir im deutschen Osten vor gut 25 Jahren den Sozialismus (leider nur vorübergehend) zum Teufel gejagt hatten und hernach zur Strafe aus dem Westen der Feminismus über uns herein brach, immer mal wieder gefragt, ob die notorischen MännerhasserInnen nicht in diesem einen Punkt ausnahmsweise einmal Recht haben könnten, wenn sie z.B. sagen: „Als Gott den Mann erschuf, übte sie nur.“ (Ach, nee, sie sagen wohl nur: „schuf“. Denn im „erschuf“ ist ja schon wieder so ein verhasstes, gottverdammtes „ER“ versteckt.)
Eine Frau mit Allmacht und permanenter Scheiß-Laune, weil nun mal dank Einzelgottstatus keinER - also vor allem kein ER - da ist, der es ihr wenigstens ab und zu mal so richtig besorgt, wäre eine gute Erklärung für so Vieles, was auf der Welt in den letzten paar tausend Jahren so abging.
Aber welche Frau sollte das spielen? Eine halbwegs junge, die mit schön-intelligentem Gesicht perfekt ein kluges Wesen darstellt (und im richtigen Leben womöglich auch ist), wie die scheinbar stolze Sibel Kekilli aus „Game of Thrones“, oder die umwerfend klug wirkende und doch wunderschöne Lynn Collins? Oder eine gütig-milde Oma mit mächtigen Augenbrauen und langem weißen Silberplastikhaar, wie die Uralten in uralten asiatischen Kung-Fu-Filmen sie zu tragen pflegen? Oder eher bitter und verhärmt, alias Sigourney Weaver? Oder eher so wandelbar wie die zauberhafte Rani Mukerji, die vielseitigste Schauspielerin der Welt, die in den Bollywood-Studios perfekter als jede Andere mal die verspielte Göre, mal die verständnisvolle Mütterliche und mal das ausgelassene Teufelsweib gibt?
Nein, eine Frau als Gott geht einfach nicht für so einen Film. Schön löst den Beißreflex der übrigen Weiblichkeiten aus. (Warum sitzt wohl gerade Angela Merkel im Kanzleramt?) Hässlich würde, völlig zu Recht, die Gläubigen grämen. Und eine Frau, mit der sich alle kinotauglichen Ethnien der Welt (ob Inder, Chinesen, Weiße, Braune, „Rote“ etc.) identifizieren – oder eher, die sie respektieren - können, wird auch schwer zu finden sein.
Also ein Kind. Ein leicht asiatisch angehauchter Knabe strahlt fernöstliche (also buddhistisch-konfuzianische…) Weisheit aus, was auch Christen und Juden kaum zu sehr gegen den Strich gehen dürfte, weil die Meisten bei diesem altklugen Buben-Gott der Israeliten nicht so bewusst an den Stifter einer Konkurrenz-Religion Buddha oder an den eher atheistisch-weisen Konfuzius, oder auch einen jüngst wiedergeborenen Dalai Lama denken dürften.
Und einem Kind sieht man – ähnlich wie einer Frau - eher nach, dass es gerne mal ausrastet und dann eben z.B. ein paar hunderttausend andere Kinder schlachtet, etc. Nur den HERREN der Schöpfung wird bekanntlich permanente SelbstbeHERRschung auferlegt und abverlangt, bis sie an den Folgen all des verschwiegenen und runter geschluckten Ärgers deutlich zu früh aus dem Konsum austreten, wie das Sterben in Ostdeutschland von den Alten heute noch gerne genannt wird. (Während die Jüngeren kaum noch wissen dürften, was für eine seltsame Handelsgenossenschaft voller bonusmarkenklebender MitgliederInnen der „Konsum“ unter den Linken in der DDR mal war.)
Moses – um zur Abwechslung auch mal wieder direkt über „Exodus“ zu reden -, dessen Kindheitsgeschichte zum Filmbeginn ebenso wie o.g. Hinterfragungen als schon bekannt vorausgesetzt wird, fühlt sich zunächst ganz als Ägypter und Ziehbruder des Pharaos. Bis die versklavten Israeliten behaupten, er sei eigentlich einer von ihnen und als Heilsbringer von der Vorsehung vorgesehen. Und wie das so ist, bis heute: Wenn Dir ständig jemand sagt, wie toll du als Bürgermeister, Kanzlerin etc. etc. doch bist, dann fängst Du früher oder später an, das auch zu glauben.
Also wechselt er die Seiten, gründet eine Partisanen-Armee, um das ägyptische Volk so schrecklich zu terrorisieren, dass es seinem Pharao sagen möge, er möge doch die Juden von hinnen ziehen lassen. Seine Strategie passt somit sehr gut zu der kurz danach von seinem Gott verfolgten: Man ist zu feige, die Schuldigen an einem Missstand – Pharaonen, Päpste, Präsidenten etc. – direkt anzugreifen, mag wohl auch nicht als Erster damit anfangen, dass die Chefs sich gegenseitig ans Leder gehen – also lässt man den gemeinen Pöbel, den Plebs, leiden, hungern und verrecken. Das Volk eben. In dem Fall das ägyptische. Und wird somit zum wahren Volkshelden. Natürlich nur für irgend ein anderes Volk. In dem Fall das jüdische alias hebräische alias israelitische. Eine heute noch mit Wirtschaftssanktionen, oder Mitte des letzten Jahrhunderts mit Bombenteppichen etc. gern verfolgte Strategie. (Sämtliche alliierten Bomben auf den Reichstag, Führerbunker, Wolfsschanze, Alpenschloss abgeladen, wo auch immer der GröFaZ [größte Führer aller Zeiten] Hitler samt Generalität gerade vermutet wird, hätte den Krieg vermutlich auch mit weniger Zivilisten-Leid und schneller beendet, oder?)
Immerhin dürfte „Exodus Götter und Könige“ damit deutlich näher an einer denkbaren Wirklichkeit (nehmen wir mal an, die Juden waren DOCH in Ägypten) liegen, als alle frommen Märchen dieser Welt. Die Unterdrückten schlagen nachts aus dem Hinterhalt zu und töten die kleinen Hanseln, um die großen zu ärgern. Und die Unterdrücker schlagen tags aus dem Vorderhalt zurück und töten die kleinen Hanseln, um die großen zu kriegen. Das macht den Film schon mal sehr sympathisch. Und ist natürlich auch ziemlich perfekt gespielt und abgefilmt. Da kommt, wie schon bei der Eingangs-Schlacht gegen die Hethiter, so richtig Spannung auf im Kinosessel. (Dass die bösen Araber später, im Showdown, die guten Juden zwar fast, aber dank göttlicher Monsterwelle eben doch nicht ganz erreichen, ist auch sehr toll gefilmt und gefilmtrickst*, aber nicht mehr soooo spannend, weil mensch, jedenfalls normalmensch, im deutschen Kino die Geschichte ja schon kennt.
*: Denken wir nur an die Streitwagen-Kolonne, die in Affentempo und mit viel zu geringem Sicherheitsabstand über eine schmale Serpentinen-Straße die Berge herab Richtung Meer heizt. Welcher nur durch Beziehungen aufgestiegene Kavallerie-Ausbilder den antiken Wagenlenkern beigebracht hat, so irre dicht hintereinander her zu fahren, dass weder Platz zum Bremsen noch Zeit zum Ausweichen bleibt, oder welcher Depp dort, am Arsch der Welt, vor einem fast unpassierbaren Gebirgspass, so eine relativ komfortable Straße gebaut hat, und warum die unten am Meer einfach aufhört und nicht mal ein Steinhaufen sagt: „Zur nächsten Stadt links rum“ oder „rechts lang“ – solche Fragen verdrängt man gerne, wenn der liebe Gott die armen Hottehüs samt Wagen und Kriegsmuschkoten (wie zu allen Zeiten viele nur Soldat, weil: sonst nix zu beißen) gleich Kompanie-weise in den Abgrund kippt. Immerhin Respekt den alt-ägyptischen Pionieren, denn kurz hinter dem ersten Wagen mit dem Pharao drauf bricht die Straße ein, aber gleich darauf, unten am Meer, sind wieder ganze Reiterdivisionen am Angreifen. So schnell würden die KriegsbeamtInnen der Bundeswehr sicher nicht mal mit heutiger Technik eine Straße am Steilhang wieder herstellen können.
Sehr sympathisch – nicht, weil nett, sondern, weil realitätsnah - bei obiger Kleine-Hanseln-Schlächterei ist übrigens auch, wie Moses jeden Tag, in der Menge versteckt, zusieht, wie eine weitere jüdische Familie samt Kindern öffentlich gehängt wird, damit seine Leute ihn ausliefern. Nur in totalen Märchenfilmen springt der Held dann vor und stellt sich, bzw. die Bösen, zum Kampf oder zur Gefangenname. Im echten Leben glauben die meisten Führernaturen nun mal, ihr Leben sei mehr wert, als hundert, oder tausend, oder hunderttausend andere. Und einige haben damit leider auch Recht. Auch hier also ein großer Realismus-Bezug in einem Film über eine Jahrtausende alte Legende.
Nach einiger Zeit merkt Moses, dass seine Terror-Brigade via ägyptische Rache-Akte auch das eigene Volk arg beutelt, und ihm kommen Zweifel. Doch jetzt legt Gott erst richtig los. Ohne sich mit endlosem Hin und Her der Wunder und Gegenwunder (jüdischer Priester verwandelt Stock in Schlange, ägyptischer Priester zeigt, dass er das auch drauf hat, etc.) und der Reden und Gegenreden (Pharao, lass uns ziehen! Nein, lasse ich nicht!) aufzuhalten, zeigt „Exodus“ das rote Wasser, die Frosch-, Fliegen- und Heuschrecken-Plagen Schlag auf Schlag. Vieh stirbt, Menschen darben und verhungern. Ich habe schon als Kind nicht verstanden, warum Gott nicht den Pharao selber mal eben hoch über seinen Palast erhebt, ihm zunächst mal einen Arm oder ein Bein ausreist, und falls der Araber-König dann immer noch rumzickt, das notfalls so lange wiederholt, bis die Juden gehen dürfen. Er könnte auch einfach die Juden durch die Lüfte nach Kanaan tragen, und gut is‘. Wozu ist der Kerl allmächtig. Er hätte natürlich auch 400 Jahre vorher einfach mal besser auf sein Volk aufpassen können.
Aber ich bin auch etwas dusselig in Glaubensfragen, und wundere mich heute noch, wie die Israeliten einen anbeten können, der ihnen sagt: „Ich habe Euch mehr lieb, als alle anderen Völker. Und um zu zeigen, WIE lieb ich Euch habe, mache ich jetzt mal ein Volk, das nenne ich Ägypter, und das mache ich größer und stärker als ihr, und schaue dann 400 Jahre amüsiert zu, wie die Euch quälen und als Sklaven ausbeuten, nach Belieben totschlagen usw. usf. So lieb hab ich Euch. Da könnt Ihr mal sehen!“ Aber das Nachdenken über Gott folgt noch an anderer Stelle auf deutschland-a1.
Schließlich – und das ist in meinen Augen die absolut stärkste Leistung dieses Filmes – kommen wir zu der Stelle, da Gott zum millionenfachen Massenmörder an Babys, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wird. Der Pharao, erfreulicherweise zwar natürlich als Sturkopf dargestellt (sonst gäbe es die ganze Story ja nicht), und manchmal etwas jähzornig (große Verantwortung belastet das Gemüt ja auch sehr, und auch z.B. Kanzler Kohl platzte bei linksdämlichen Eierwerfern schon mal der Kragen) aber doch immerhin auch als nachdenklicher Mensch und jetzt vor allem als liebender Vater, also nicht als absolut böser und dummer Mensch, dieser Pharao Ramses hat sich immer noch nicht überzeugen lassen. Schließlich gaben schon seine Gelehrten, wie unsere heutigen auch, ganz natürliche Erklärungen für verpestetes Wasser, tote Fische, wandernde Frösche, Fliegen, Heuschrecken etc. Braucht alles keinen Gott (und auch keine bösen gottgesandten Riesenkrokodile, wie etwas unpassend im Film eingebaut). Kann einfach mal passieren. Thats live. Shit happens. Und rein ökonomisch hätte sein Land ein Problem, wenn jetzt plötzlich alle Hebräer verduften dürften. Das darf er als Landesvater gar nicht so plötzlich erlauben.
Also greift Gott, nun offenbar völlig von allen guten Geistern verlassen, in die tiefste Trickkiste erbärmlich feiger Schandtaten, verdunkelt nachts Ägypten (als ob ihn sonst jemand sehen könnte!) und dreht allen Erstgeborenen das Lebenslicht aus. Ok, nicht allen, die israelitischen verschont er. Aber nur, weil die Massen armer Lämmer schlachteten und mit dem Blut ihre Häuser beschmierten. Ohne diese Blutorgie könnte Gott offenbar nicht sein Volk und das andere auseinander halten.
Doch selbstverständlich ist nicht dieses feige Massenmorden an sich das größte Verdienst dieses Filmes, sondern der Umgang damit. Es werden zwar nicht viele, aber doch symbolisch einige der armen, unschuldigen, wehrlosen kleinen Würmchen als richtige Menschen gezeigt, als süße Babys und naive kleine Kinder, die durch Gott von einer Sekunde auf die andere aus dem Leben gerissen werden. (Und meines Wissens nicht mal ins Paradies dürfen, weil sie nicht die allerkleinste Chance hatten, sich zu Jesus zu bekennen, der ja erst 1300 Jahre später geboren wurde.) Gezeigt wird, in beachtlichen Ansätzen, die menschliche Tragödie für Millionen ägyptische Mütter und Väter, Brüder, Schwestern, Großeltern, die ohnmächtig zusehen müssen, wie ihre Liebsten sterben, für die sie neun schwere Schwangerschaftsmonate und danach oft schon Jahre lang gelitten, geackert und gekämpft hatten. Denn der erbärmlich heimtückische Allmächtige gibt den Vätern ja noch nicht mal den Hauch einer Chance, ihn aufzufordern: „Zeig Dich, du feige Sau, und kämpfe wie ein Mann! Mein Kind kriegst Du nur über meine Leiche!“
Völlig zu Recht fragt der Pharao am nächsten Tage, sein totes Kind auf dem Arm: „Was für Fanatiker beten einen Gott an, der kleine Kinder tötet????!!!“ Und Moses fällt dazu nichts weiter ein, als (sinngemäß): „Ätsch, es waren ja nur EURE Kinder.“ Whow. Dieses jedem halbwegs logisch denkenden und auch nur ansatzweise mitfühlenden Menschen völlig unerklärliche Phänomen (massenhafte Anbetung eines massenhaften Kindermörders) in einem Film so klar zu benennen – in einem USA-Film, wohlgemerkt!!! – das zeugt von ganz hohem Mut und großer Menschlichkeit.
Tja. Das war’s im Grunde. Erwähnenswert vielleicht noch der Showdown. Nachdem die Israeliten über den erstaunlich schlick-freien und festen Meeresgrund geseppelt waren, ließ Gott die ägyptischen Krieger bekanntlich in einer Riesenwasserwand ersaufen. Und wieder ihre armen Pferde gleich mit. Wie viele da nur aus Not oder unter Zwang in die Army eintraten, spielt wie immer keine Rolle. Die Israelis heute bauen hohe Mauern, um sich vor sprengwütigen Radikalinskis zu schützen – hätte Gott damals ja auch machen und die Sache somit unblutig beenden können. Schon die alten Chinesen konnten das. Aber nein, es müssen wieder Massen von Menschen und Tier, elend ersoffen, auf den Meeresgrund sinken. Nur die Verantwortlichen, Ramses und Moses, werden natürlich gerettet, damit der von der Ewigkeit gelangweilte alte Herr da oben hier unten weiterhin gute Unterhaltung hat.
Wer sich „Exodus – Götter und Könige“ im Kino ansieht, noch dazu in 3D, hat die jedenfalls schon mal über zwei Stunden lang. Sehr empfehlenswert!
FOTO: Mal angenommen, es gibt doch einen Gott, der all die HERR-lichkeiten dieser Welt erschaffen hat. Was wäre es dann für eine Blasphemie [gotteslästerliche Ruf-Schädigung], sich anzumaßen, mit Schwert oder Sprengstoffgürtel in SEINEM Namen zu handeln und in SEINEM Werk herum zu pfuschen?!
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